Agroforstsysteme

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Ein Agroforstsystem ist grundsätzlich jede gemeinsame Bewirtschaftung von Bäumen und Sträuchern auf Ackerflächen oder Grünland. Es gibt viele Variationen von Agroforstsystemen, grundsätzlich lassen sich die mit Acker- oder Gemüsebau (silvoarable Systeme), von denen mit Tierhaltung (silvopastorale Systeme) unterscheiden. Bei Ackerbau-Agroforstsystemen findet man einen überwiegend streifenweisen Anbau von Bäumen, Sträuchern oder Hecken, um die Bearbeitung der Fläche mit Maschinen nicht zu stark einzuschränken. Bei den Tierhaltungsagroforstsystemen spielt dies in der Regel eine geringere Rolle. Allerdings kann der Übergang zwischen den beiden Varianten auch fließend sein, d. h. es existieren Systeme, welche den Ackerbau mit der Tierhaltung kombinieren.

Warum Agroforstsysteme?

Aufgrund des gemäßigten maritimen Klimas konnte die Landwirtschaft bisher auf Robustheit und Stabilität (Resilienz) zugunsten von Spitzenerträgen verzichten. Sorten wurden allein auf maximalen Ertrag gezüchtet und in der Feldflur wurde alles ausgeräumt, was der Feldbewirtschaftung nicht dienlich war. Aber aktuell verändert der Klimawandel die Spielregeln: Es wird wärmer und vor allem nehmen die Wetterextreme – Hitze, Dürre, Starkregen, Spätfröste – zu. Diesen gegensätzlichen Extremen kann man nicht mehr allein durch Züchtung neuer Sorten begegnen. Es braucht auch wieder Strukturen in der Landschaft, die Wetterextreme dämpfen bzw. puffern und ein Mikroklima schaffen können. Kurz gesagt, es braucht Agroforstsysteme

Weitere Vorteile

Ein zusätzlicher „Betriebszweig“ (Wert- oder Energieholz) verringert die finanzielle Abhängigkeit (Risikostreuung).

Ein weiterer Vorteil von Agroforstsystemen ist die Verzahnung der Systeme. So können die Bäume und Gehölze mit ihren tieferen Wurzeln von Nährstoffauswaschungen profitieren bzw. den Nährstoffeintrag in das Grundwasser oder in Flüsse und Bäche verhindern. Die tiefe Wurzelung sorgt darüber hinaus für eine tiefe Bodenlockerung und für Bioporen. Damit verbunden erhöht sich der für die einjährigen Ackerkulturen erschließbare Bodenraum und damit die Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit.

Die Baumreihen verhindern oder bremsen den oberflächlichen Abfluss von Wasser bei Starkregen (Erosionsminimierung).

Agroforstsysteme sind auch ökosystemare Dienstleister: Sie sind Rückzugsort und Lebensraum für die unterschiedlichsten Tierarten und können deshalb Brücken oder Trittsteine zwischen größeren Biotopen sein (Biotopverbund). Außerdem helfen sie durch die tiefen Wurzeln der Bäume und Sträucher, Humus in tieferen Bodenhorizonten aufzubauen und so Kohlenstoff zu speichern.

Auch für die regionale Wertschöpfung können Agroforstsysteme vorteilhaft sein, z. B. wenn mit dem Holz eine Hackschnitzelheizung samt Fernwärmenetz betrieben wird.

Was sind die Nachteile?

Je nach Ausrichtung und Ausgestaltung der Baumreihen kann Sonnen- und Regenschatten zu einer mehr oder weniger starken Minderung des Ertrags der Ackerkulturen in unmittelbarer Nachbarschaft führen. Die positiven Effekte auf dem Rest der Fläche überwiegen aber in der Regel.

Wie bei vielen mehrjährigen Kulturen sind die Etablierungskosten deutlich höher als bei den üblichen Getreidekulturen und zusammen mit der Produktionszeit ergibt sich eine sehr hohe Kapitalbindung. Zudem ist die Flächenbildung sehr hoch, was besonders auf Pachtflächen problematisch sein kann. Der überwiegende Teil der Arbeiten wird beim Wertholzanbau von Hand durchgeführt, wohingegen beim Energieholz die Mechanisierung deutlich größer ist.

 
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